T-MON: Monitoringsstrategie zur Überwachung von Fließzeiten

Eine Besonderheit der Trinkwassergewinnung in Berlin ist der Verzicht auf Desinfektionsmaßnahmen im Routinebetrieb. Erklärtes Ziel der BWB ist es, die naturnahe Wasseraufbereitung auch zukünftig ohne Desinfektion beizubehalten. Eine besondere Funktion kommt dabei der Engeren Schutzzone (Zone II) um Trinkwasserbrunnen zu. Sie soll Schutz u.a. vor mikrobiellen Verunreinigungen gewährleisten und wird als Linie definiert, ab der das Grundwasser mindestens 50 Tage im Untergrund fließt, bevor es im Brunnen gefördert wird. Diese 50-Tage-Linie gilt auch für die Aufenthaltszeit des Infiltrats im Untergrund bei der Uferfiltration und der künstlichen Grundwasseranreicherung (GWA). Vorherige Untersuchungen, z.B. im Rahmen des Projektes NASRI, haben jedoch gezeigt, dass nicht ausgeschlossen werden kann, dass es bei Brunnen abhängig von den klimatischen und betrieblichen Gegebenheiten zu einer zeitweisen Unterschreitung der 50 Tage Aufenthaltszeit kommt. Die Fließzeiten wurden dabei für einzelne Feldstandorte mit monatlichen Messungen stabiler Isotope des Wassers und anderer Tracer entlang von Messstellentransekten ermittelt. Für Trinkwasserbrunnen wurden die Aufenthaltszeiten bisher jedoch nicht oder nur in Einzelfällen bestimmt.

Innerhalb des Projektes T-MON sollen daher die folgenden Fragestellungen untersucht werden:

  1. Wie können die Aufenthaltszeiten bei der künstlichen Grundwasseranreicherung mit einer einfachen und kostengünstigen Maßnahme im laufenden Betrieb in den Gewinnungsbrunnen überwacht werden?

  2. Welche Steuerungen sind im Betrieb möglich, um eine Verletzung der 50-Tage-Regel zu verhindern?

Dazu wird untersucht, inwieweit sich die saisonalen Temperaturschwankungen in den Oberflächengewässern und Infiltrationsbecken und die zeitlich verzögerten und gedämpften Temperatur-Signale in den den Ufern und Becken nächstgelegenen Brunnen für eine schnelle und einfache Bestimmung der Aufenthaltszeiten genutzt werden können. Vorarbeiten der BWB umfassen seit Mai 2014 die Ausrüstung ausgewählter Messstellen mit Druck-Temperatur-Loggern bzw. die Aktivierung der Temperaturaufzeichnung in vorhandenen Wasserstandsloggern. Zusätzlich werden über einen Zeitraum von 15 Monaten ausgewählte Brunnen und Messstellen regelmäßig hinsichtlich als konservativer Tracer geeigneter Parameter beprobt. Die Parameter- und Brunnenauswahl erfolgt auf Basis vorhandener Daten aus vorangegangen Forschungsprojekten sowie der Routinebetriebsüberwachung der BWB. Die Messkampagne ermöglicht anschließend die Ermittlung der thermischen Retardationsfaktoren für die beiden untersuchten Standorte durch Kalibrierung gegen die konservativen Tracer und die Bewertung, inwieweit die kontinuierliche Temperaturmessung geeignet ist, die Aufenthaltszeit des angereicherten Wassers im Untergrund so zuverlässig zu bestimmen, dass ein kritisches Unterschreiten der 50-Tage-Linie zukünftig erkannt wird.

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